Aufbau des Stahlgerüsts
Um die Glocken möglichst hoch zu hängen, und zwar so hoch, dass zumindest drei von ihnen des besseren Klangs wegen sich auf der Höhe der Schallöffnungen (Filtermauerwerk) des Glockenturms befinden, müsste der Glockenstuhl eine Höhe von mindestens 8 Metern haben. Um einen solchen Glockenstuhl komplett aus Holz zu fertigen, würde man 8 Meter lange Balken mit einer Stärke bis zu 30 cm benötigen, was kaum möglich ist. Denn diese müssten noch dazu eine geringe Restfeuchte aufweisen, also mehrere Jahre Trocknungszeit hinter sich haben und zudem wohlbehalten in die Glockenstube eingebracht werden!
Daher wurde entschieden, den Holz-Glockenstuhl nicht so hoch zu bauen, sondern ihn auf ein Stahl-Untergerüst zu stellen, um die Höhendifferenz auszugleichen.
Dieser Glockenstuhl-Unterbau besteht aus feuerverzinktem Stahl und hat ein Eigengewicht von ca. 6 Tonnen. Zusammen mit dem Holz-Glockenstuhl lagern also ungefähr 21 Tonnen Gerüstmaterial zuzüglich Glocken, Joche, Klöppel usw. auf dem Boden der Glockenstube. Das Hauptgewicht trägt hierbei aber nicht der Stahlbetonboden, sondern das Ganze ruht durch die über 8 Meter langen Längsträger des Stahlunterbaus auf den stahlbewehrten Längsseiten direkt am Mauerwerk des Glockenturms.
Diese Längsseiten wurden vorher nach unten und zur Seite hin mit Bitumen abgedichtet, damit keine Feuchtigkeit direkt von unten auf die Längsträger einwirken kann.
Auf diese Abdichtungsbahnen wurden nun noch jeweils ein Lagerstreifen verlegt. Diese bestehen aus Elastomer, einem hochelastischen Kunststoff, der sehr gut für statische und dynamische Beanspruchung geeignet ist.
Wie zuvor die Holzteile des Glockenstuhls wurden auch die Stahlträger per LKW angeliefert, zwischen Kirche und Turm zwischengelagert ...
... und schließlich per Kran hinauf zur Glockenstube befördert.
Sämtliche Elemente des Stahl-Untergerüsts wurden bereits im Werk des Stahlbau-Unternehmens KGM Zerbst GmbH vorgefertigt, so dass sie in der Glockenstube "nur noch" montiert werden mussten.
Da man die Stahlträger nicht in der benötigten Länge (teilweise über 8 Meter) in einem Stück vorfertigen bzw. in die Glockenstube einbringen konnte, ...
...mussten sie gestückelt und an den Kopfplatten verschraubt werden.
Danach wurden die Querträger mit den Längsträgern verbunden und ebenfalls verschraubt!
Anschließend wurden die Stützen aufgesetzt, die dann die oberen Quer- und Längsträger aufzunehmen hatten.
Da die Bodenquerträger letztendlich den kompletten Glockenstuhl halten mussten, war eine Befestigung am Stahlbetonboden der Glockenstube notwendig.
Die Bohrungen in diesen Boden gestaltete sich stellenweise sehr schwierig, da an manchen Stellen Eisenbewehrungen zu durchbohren waren.
Daher ging diese Arbeit teilweise nur mit Wasserkühlung voran.
Insgesamt waren 12 solcher Bohrungen notwendig, ...
um alle Bolzen einsetzen zu können ...
... und um sie dann mit Konterplatten zu verschrauben.
Die oberen Quer- und Längsträger des Stahlunterbaus kamen nun an die Reihe, wurden auf die Stützen gesetzt ...
... und anschließend verschraubt.
Der letzte Träger wurde montiert ...
... und sämtliche Portalrahmen mit Aussteifungskreuzen verschraubt.
Diese sind zum Zwecke der Nachspannung mit Spannschlössern versehen.
So sieht der fertige Glockenstuhl-Unterbau aus ...
... und dieser Träger sollte mit seinen entsprechenden Flanschverbreiterungen später eine Glockenstuhlwand aufnehmen.
Das nun folgende Video zeigt die Einbringung eines Stahlträgers in die Glockenstube und dessen Verschraubung am Querträger:
Im Zeitraffer (Aufnahme alle 10 Sekunden, Abspiel 15 Bilder pro Sekunde) kann man hier die Abdichtmaßnahmen, die Einbringung der Stahlträger und die Montage des Stahl-Unterbaus sehen: